Prävention und Intervention gegen Cybermobbing - Teil 2
Mobbing kann zu zahlreichen psychischen Komplikationen führen. Angstzustände, Depressionen, Rückzug von Freunden und Familie, Schulprobleme und sogar Selbstmordgedanken sind nur einige davon. Eltern möchten ihr Kind vor allen möglichen Gefahren schützen. Die Frage ist nur, welche Maßnahmen führen zum Erfolg?
Digitale Prävention
Es gibt einige Software-Programme, die dabei helfen können, gegen Cybermobbing vorzugehen. Zum Beispiel gibt es Apps, die es den Nutzern ermöglichen, beleidigende oder bedrohliche Kommentare auf sozialen Medien zu blockieren oder zu melden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Filtern, die unangemessene oder problematische Inhalte auf Webseiten oder in E-Mails automatisch erkennen und blockieren können.
Digitale Lösungen zur Verbesserung der Online-Sicherheit
- Kinder- und Jugendschutzsoftware: Es gibt zahlreiche kommerzielle und kostenlose Programme, die den Zugang zu ungeeigneten Inhalten und Websites blockieren können. Eltern können damit auch bestimmte Zeiten festlegen, zu denen ihre Kinder das Internet nutzen dürfen.
- Monitoring-Software: Diese Art von Software ermöglicht es Eltern, die Aktivitäten ihrer Kinder im Internet zu überwachen und verdächtige Aktivitäten zu erkennen. Es gibt sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Optionen.
- Social-Media-Überwachungssoftware: Diese spezielle Art von Software ermöglicht es Eltern, die Aktivitäten ihrer Kinder auf sozialen Netzwerken zu überwachen und verdächtige Aktivitäten zu erkennen. Auch hier gibt es sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Optionen.
Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass eine solche Software allein kein Allheilmittel gegen Cybermobbing ist. Es ist immer ratsam, auch auf persönlicher Ebene darauf zu achten, welche Informationen man online teilt und wie man sich im Internet verhält.
Um das Risiko von Cybermobbing und anderen Formen des Online-Missbrauchs zu minimieren, ist es sinnvoll, auf den Umgang mit persönlichen Daten und Fotos im Internet zu achten und die Webcam abzudecken.
Eltern sollten ihren Kindern nahelegen, mit Vertrauenspersonen über ihre Erfahrungen zu sprechen und ihnen emotionalen Beistand zu bieten, falls sie Opfer von Cybermobbing werden. Eine offene Kommunikation und gemeinsame Lösungsfindung zwischen Vertrauenspersonen, Eltern und Betroffenen sind wesentliche Faktoren, um Cybermobbing effektiv zu bekämpfen und eine sichere und gesunde Online-Umgebung zu gewährleisten.
Im pädagogischen Umfeld
Eine erfolgreiche Bekämpfung von Cybermobbing erfordert ein Bewusstsein und eine aktive Beteiligung aller Mitglieder der Gesellschaft. Es liegt im Rahmen unserer menschlichen Möglichkeiten, Kindern und Jugendlichen wichtige Kompetenzen zu vermitteln und sie in einem psychisch gesunden Umfeld zu erziehen, auszubilden und zu unterstützen.
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der Kindercoach Daniel Duddek. Mit seinen Trainings hilft er den Schulkindern, „stark wie Löwen“ zu werden, das Mobbing zu beenden oder gar nicht erst zu beginnen. Stärkung des Selbstwertgefühls, enge Bezugspersonen, ein sicheres Zuhause, gesunde Beziehungen mit Erziehungsberechtigten, Orte der Selbstverwirklichung, personenzentrierte Gespräche – das sind Faktoren, die unabhängig vom Alter eine heilende Wirkung auf die Psyche haben.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der pädagogischen Arbeit an Schulen. Informationsveranstaltungen, Workshops, aufklärende Unterrichtseinheiten, klare Verhaltensregeln und eine zeitgemäße Medienerziehung können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Cybermobbing zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.
Mit ausreichender Medienkompetenz können Schülerinnen und Schüler dem Cybermobbing entgegenwirken. Denn wenn Kinder und Jugendliche gut über die Funktionsweise der Medien informiert sind und über ausreichende Medienkompetenz verfügen, können sie besser einschätzen, welche Auswirkungen ihr Verhalten im Netz hat und wie sie sich in problematischen Situationen verhalten sollen.
Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, den Wahrheitsgehalt von Informationen zu überprüfen, kritisch zu hinterfragen und sich nicht von manipulativen Inhalten beeinflussen zu lassen. Auch das Wissen über die Bedeutung von Privatsphäre und Datenschutz sowie die Fähigkeit, persönliche Daten und Fotos im Internet angemessen zu schützen, sind wichtige Bestandteile der Medienkompetenz.
Die finanzielle Unterstützung der Europäischen Kommission für Programms "Medienhelden" zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen unterstreicht die Bedeutung der Medienkompetenzen für die Verbesserung der Sicherheit und des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum.
Im pädagogischen Kontext existieren auch weitere Initiativen und Angebote, die sich der Prävention von Cybermobbing widmen. Beispiele dafür sind der No Blame Approach, die diversen Veranstaltungen und Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Cybermobbing anbietet, oder das Medienprojekt Wuppertal, mit zahlreichen Filmen, Workshops und Projekten zur Förderung der Medienkompetenz und Prävention von Cybermobbing für Schulklassen und Jugendgruppen bereitstellt.
Einige deutschen Ministerien haben sich ebenfalls mit dem Thema Cybermobbing befasst und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um gegen diese Form von Gewalt im Netz vorzugehen. Eine davon ist Das Kompetenznetzwerk im Themenfeld Hass im Netz. Auf der Webseite des Ministeriums unter der Rubrik „Projekte und Expertise“ sind alle weiteren Maßnahmen zur Prävention von Online-Hass und -Hetze, zur Unterstützung von Opfern von Cybermobbing zugänglich.
Solche Initiativen und Projekte bieten wertvolle Möglichkeiten für Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler im Kampf gegen Cybermobbing.
Weitere Initiativen im Kampf gegen Cybermobbing
Die Betroffenen von Cybermobbing sollen sich nicht scheuen, die Hilfe von Fachleuten wie Lehrern, Beratern oder Psychologen in Anspruch zu nehmen.
Damit Kinder und Jugendliche im Umgang mit Cybermobbing geschützt sind, ist es wichtig, dass sie lernen, wie sie Hilfe suchen können. Aus diesem Grund sollten Eltern sicherstellen, dass die Kinder und Jugendliche die notwendigen Schritte kennen, um Fälle von Cybermobbing zu melden. Hierbei sollten Kinder auch lernen, wie sie Beweismaterial sammeln und entsprechende Schritte bei Schulen, Online-Plattformen oder Strafverfolgungsbehörden einleiten können.
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Die "Nummer gegen Kummer" des Deutschen Kinderschutzbundes: Hier können sich Kinder und Jugendliche anonym, kostenfrei und vertraulich an geschulte Beraterinnen und Berater wenden, um über ihre Erfahrungen mit Mobbing und Cybermobbing zu sprechen.
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„Respekt Coaches“: Hilft Schulen und Lehrkräften, erfolgreich gegen Cybermobbing vorzugehen. Ein Beispiel ist die Initiative an der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Bonn. Hier arbeiten Schülerinnen und Schüler als Coaches gegen Mobbing und Cybermobbing, in dem sie Lehrkräfte bei der Aufklärung und Sensibilisierung unterstützen. Sie stehen als Ansprechpartner für betroffene Schüler zur Verfügung.
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klicksafe.de: Eine Initiative der Europäischen Union und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz. Informationen und Tipps für den sicheren Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien, sowie Schulungen für Lehrkräfte im Umgang mit Cybermobbing und Online-Risiken werden zur Verfügung gestellt.
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Juuuport ist eine Online-Beratungsstelle für Jugendliche und bietet Workshops und Schulungen zum Thema Cybermobbing an.
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"Keine Macht den Doofen": ''Eine Aktion des Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V.. Diese Initiative richtet sich an Schülerinnen und Schüler, um ihnen zu zeigen, wie sie sich gegen Mobbing im Internet wehren können. Dabei geht es um die Förderung von Empathie und respektvollem Umgang miteinander.
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Das Projekt "Medienkompetenz macht Schule" des Deutschen Roten Kreuzes: Das Projekt bietet Schulungen für Lehrkräfte und Eltern an, um sie im Umgang mit Medien und Online-Risiken vorzubereiten. Dabei geht es auch um die Prävention und Intervention bei Cybermobbing.
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„Bündnis gegen Cybermobbing“: Bietet vielfältige Informationen und Hilfestellungen, sowohl für Betroffene als auch für Eltern, Pädagogen und Interessierte. Es gibt unter anderem konkrete Tipps zur Vorbeugung von Cybermobbing, zur Selbsthilfe bei Cybermobbing-Erfahrungen sowie Links zu Beratungsstellen und weiteren Informationsquellen.
Diese genannten Initiativen zeigen, dass das Thema Cybermobbing in Deutschland ernst genommen wird und dass es mittlerweile Anstrengungen gibt, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Trotz aller bisherigen Maßnahmen stellt Cybermobbing immer noch eine Herausforderung dar, die nur durch kontinuierliche Sensibilisierung und Aufklärung effektiv bekämpft werden kann.
Erfahren Sie mehr über die Hintergründe von Cyber Mobbing im ersten Teil des Artikels!
Fortsetzungen
Cybermobbing - Teil 1: Gegen die Dunkelheit im Netz
Kampf gegen virtuellen Missbrauch.
Mobbing in der Schule - Teil 2
Gemeinsam gegen Mobbing: Empfehlungen und Anlaufstellen für Schulen und Betroffene.