Cybermobbing: Gegen die Dunkelheit im Netz - Teil 1

Nicht nur in der digitalen Welt ist der Informations- und Kommunikationsfluss enorm. Trotz vieler Vorteile, die diese Vernetzung bietet gibt es auch eine dunkle Seite, nämlich das Problem des Cybermobbings. In diesem Artikel wird das Thema Cybermobbing ausführlich behandelt, um Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte, Schulleitungen sowie Kinder und Jugendliche erneut dafür zu sensibilisieren und das Bewusstsein für diese Thematik zu stärken.

Cybermobbing unter der Lupe

In seiner Abhandlung über das Thema Cybermobbing präsentiert Erziehungswissenschaftler Dr. Peter Sitzer eine Vielzahl von Definitionen, darunter auch die des schwedischen Psychologen Dan Olweus. Dieser definiert Cybermobbing als eine Reihe negativer und wiederholter Handlungen, die über einen längeren Zeitraum von Schülerinnen und Schülern ausgeführt werden, um einem Mitschüler oder einer Mitschülerin zu schaden.

Da Cybermobbing relativ neu ist, gibt es im Deutschen noch keine etablierte Terminologie dafür. Daher werden oft englische Begriffe wie "cyberbullying", "trolling" oder "flaming" verwendet, um die verschiedenen Arten des Cybermobbings zu beschreiben. Der sprachliche Gebrauch von Anglizismen ersetzt die deutschen Wörter nicht, sie dienen dazu, kulturelle Entwicklungen und Phänomene zu beschreiben, für die es im Deutschen noch keine etablierten Begriffe gibt. Um eine möglichst einheitliche Wahrnehmung dieser kulturellen Phänomene zu schaffen, ist es wichtig, sich im Rahmen der pädagogischen Arbeit oder in familiärer Atmosphäre mit der klaren Beschreibung dieser Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen.

  • Online-Belästigung: jegliche Art von unerwünschtem Verhalten im Internet, das darauf abzielt, eine Person zu belästigen, zu ärgern oder zu verletzen.
  • Trolling: das absichtliche Posten von beleidigenden oder provozierenden Kommentaren in Online-Diskussionen, um eine emotionale Reaktion anderer Teilnehmer zu provozieren.
  • Doxxing: die Veröffentlichung persönlicher Informationen einer Person, wie Name, Adresse oder Telefonnummer, ohne deren Zustimmung, mit der Absicht, sie zu belästigen oder zu bedrohen.
  • Shaming: die Praxis, jemanden öffentlich zu beschämen oder zu demütigen, indem man peinliche Informationen oder Bilder online verbreitet werden.
  • Hatespeech: bezieht sich auf jede Art von Sprache oder Verhalten, das darauf abzielt, eine Person aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder anderer Merkmale zu diskriminieren oder zu beleidigen.
  • Cybergrooming: bezieht sich auf die Praxis, Kinder oder Jugendliche online zu belästigen, um sexuelle Beziehungen aufzubauen oder zu initiieren.
  • Cyberstalking: bezeichnet das Verfolgen oder Beobachten einer Person online, um sie zu belästigen oder zu bedrohen.
  • Revenge Porn: die Veröffentlichung intimer Fotos oder Videos einer Person im Internet, ohne deren Zustimmung, um sie zu demütigen oder zu bedrohen.

Alarmierende Zahlen - Warum wir handeln müssen!

In den letzten Jahren hat die Verbreitung von Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Europa zugenommen. Eine Vielzahl von Studien, darunter die JIM-Studie, KIM-Studie, EU Kids Online, Deutsche Kinder- und Jugendstudie sowie Untersuchungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der EU-Grundrechte-Agentur, der Bertelsmann-Stiftung und der Techniker Krankenkasse, zeichnen ein alarmierendes Bild der aktuellen Situation.

Laut der JIM-Studie 2020 wurden 21% der 12- bis 19-jährigen Jugendlichen in Deutschland online beleidigt oder bedroht, was einem Anstieg von 3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die EU-Grundrechte-Agentur berichtet, dass 14% der befragten europäischen Kinder zwischen 11 und 16 Jahren bereits Opfer von Cybermobbing waren. Erschreckend ist auch das Ergebnis der Bertelsmann-Stiftung: 43% der befragten Schülerinnen und Schüler in Deutschland waren schon einmal Opfer von Cybermobbing, wobei 19% angaben, dass es sich um wiederholte Vorfälle handelte.

Die Techniker Krankenkasse veröffentlichte 2020 eine Untersuchung, in der festgestellt wurde, dass fast jeder fünfte Jugendliche in Deutschland (18%) in den letzten 12 Monaten von Cybermobbing betroffen war. Darüber hinaus zeigt eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Jahr 2020, dass 16,7% der befragten Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg bereits Erfahrungen mit sexuellem Cybergrooming gemacht haben.

Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen, dass Cybermobbing und Cybergrooming weit verbreitete Phänomene sind, die erhebliche negative Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen haben können. Die psychischen Folgen reichen von Angstzuständen und Depressionen bis hin zu einem erhöhten Risiko für Suizidgedanken.

Angesichts dieser ernsten Situation ist es von entscheidender Bedeutung, das Bewusstsein für die Gefahren von Cybermobbing zu schärfen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu gehören die Schulung von Lehrkräften und Eltern, die Aufklärung und Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen über die Risiken der Online-Kommunikation sowie die Förderung von Respekt und Empathie im Umgang miteinander.

Die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern, Institutionen und Experten ist ebenfalls unerlässlich, um wirksame Strategien zur Bekämpfung von Cybermobbing zu entwickeln und diejenigen zu unterstützen, die bereits davon betroffen sind. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir eine sichere und respektvolle Online-Umgebung schaffen, in der Kinder und Jugendliche ihre digitalen Erfahrungen ohne Angst vor Belästigung und Diskriminierung genießen können.

Für eine sichere und respektvolle Online-Umgebung

Cybermobbing stellt eine wachsende Bedrohung für das seelische Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen dar und fordert eine entschlossene gesellschaftliche Antwort. Um dieses Phänomen erfolgreich zu bekämpfen, bedarf es einer umfassenden Strategie, die auf mehreren Ebenen ansetzt.

Ein professioneller und lösungsorientierter Ansatz zur Bekämpfung von Cybermobbing beinhaltet auch die enge Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern, Institutionen und Experten. Gemeinsam können sie aufklärende und präventive Maßnahmen entwickeln, um ein Bewusstsein für die Tragweite und die Folgen von Cybermobbing zu schaffen. Dabei spielen die Vermittlung von digitaler Kompetenz und der respektvolle Umgang miteinander eine zentrale Rolle.

In einer digitalisierten Welt, in der immer mehr Kommunikation und Interaktion online stattfinden, sind gemeinsame Anstrengungen erforderlich, um eine sichere und respektvolle Online-Umgebung für alle zu gewährleisten. Durch die Bündelung von Ressourcen, Fachwissen und Empathie können wir der Herausforderung des Cybermobbings entgegentreten und dazu beitragen, unsere digitale Landschaft zu einem Ort zu machen, an dem Kinder und Jugendliche ohne Angst und Belästigung aufwachsen und sich entfalten können.

Unser nächster Artikel beschäftigt sich mit den verschiedenen Möglichkeiten, betroffene Kinder und Jugendliche zu schützen. Dabei stellen wir Initiativen und Projekte vor, die sich gegen Cybermobbing engagieren, sowie Softwareprogramme, die bei der Prävention von Cybermobbing helfen können. Zudem betrachten wir die Bedeutung von Medienkompetenz und pädagogischer Arbeit an Schulen, um das Bewusstsein für das Thema Cybermobbing zu erhöhen. Wir werfen auch einen Blick auf Experten, die sich aktiv für die Prävention und Intervention von Cybermobbing einsetzen, und diskutieren mögliche gesellschaftliche Maßnahmen gegen Cybermobbing.

Erfahren Sie mehr über die deutschen Maßnahmen und Initiativen im zweiten Teil des Artikels!

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Fortsetzungen

Cybermobbing - Teil 2: Prävention und Intervention

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Maßnahmen für ein psychisch gesundes Umfeld für Kinder und Jugendliche.

Mobbing in der Schule - Teil 1

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Ein Blick auf die Prävention und Bekämpfung eines unterschätzten Problems.